Für das tadellose Funktionieren eines Harmonium sind folgende Punkte wichtig: Dichtigkeit des Balges, Zustand der Zungen (Tonerzeuger) und die richtige Funktion der mechanischen Teile. Fälschlicherweise wird oft angenommen, dass ein Harmonium brauchbar ist, wenn es noch einzelne Töne von sich geben kann. Der Blasebalg ist aus Gummituch oder Leder gefertigt, das auf Grund seines Alters (70-100 Jahre) rissig und nicht mehr luftdicht ist. Bei voll griffigem Spiel mit mehreren Registern kommt man mit Treten nicht mehr nach und man verliert bald die Freude daran. So prüfen Sie die Dichtigkeit des Balges: tiefstes Register ziehen (8′ oder 16′), Pedale treten bis das Ueberdruckventil zischend zu hören ist und dann den tiefsten Ton drücken. Der Ton sollte ohne weiteres Balgtreten 20 Sekunden hörbar sein.

Ein Harmonium verfügt über diverse Spielhilfen wie Oktav-Koppeln, Fortehebel oder Dolce-Züge. Diese ermöglichen die unterschiedlichsten feinen Registrierungen und Harmonium typischen Klangschattierungen. Dafür müssen diese Registerzüge, Klappen und Mechanikteile aber entsprechend dicht und einreguliert sein.

Ein Harmonium ist fabrikseits meist tiefer oder höher als 440Hz gestimmt. Für professionelle Musiker lässt es sich aber in den meisten Fällen umstimmen. Ein Vorteil ist, dass es sich im Vergleicht mit anderen Instrumenten kaum verstimmt, auch wenn sich die Raumtemperatur verändert. Ein von mir restauriertes Instrument bleibt qualitativ gut und es ergeben sich keine weiteren Arbeiten für die folgenden Jahrzehnte. Wunderbar tönen die von mir nachgestimmten Schwebestimmen.

Aufgeprägte Goldmedaillen und dergleichen lassen keine Rückschlüsse auf das Alter oder die Qualität zu, da diese meist bei Ausstellungen vergeben wurden, welche viele Jahre zurück lagen oder auch der Fantasie der Erbauer entstammten. Plaketten können auch von Zwischenhändlern oder Musikhäuser angebracht worden sein, welche das Instrument nicht selber gebaut haben. Es gab damals einen regen Handel, vieles wurde an- und wieder verkauft, auch über den Ozean hinweg.

Man unterscheidet Druck- und Saugluftinstrumente. Die meisten sind Sauglufttypen (sog. amerikanisches System). Die Erfindung des modernen Klaviers um 1925 haben das Harmonium anschliessend verdrängt. Nebst den vielen industriell gefertigten Harmonium sind noch viele erhaltenswerte Raritäten vorhanden. Die meisten Interessierten bringen ihr eigenes Instrument zur Restauration, welches als Erinnerungsstück der Familie einen schönen Platz zugewiesen bekommt.

Zum Schmunzeln